Zur Entwicklung um den Verein HSV Pitbull's
(OFC) - SV Wethen e.V.
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webmaster@wethen.de
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Der Verein wird am 1.3.2003 in Odenheim (bei Bruchsal) als "Fanclub zur
Erhaltung und Förderung des Hamburger Sport-Verein e.V."
gegründet.
Im Gründungsprotokoll wird festgehalten:
"Der Fanclub trägt den Namen HSV PitBull´s (OFC). Andreas
Tödter wird erster Vorsitzender des Fanclubs. Das Amt des zweiten
Vorsitzenden wird von Bernd Tödter wahrgenommen. Sandra Mannheimer soll
das Amt des Kassenwarts übernehmen. Michael Tödter wird die Materialien
des Fanclubs verwalten. Bettina Fey wird Protokoll-/Schriftführer.
Als vorläufiger Sitz des Fanclubs wurde der Wohnsitz des ersten Vorsitzenden
Andreas Tödter, Friedhofstr. 1 in 76684 Odenheim bestimmt."
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Ein Mitglied des Vereins zieht im Jahr 2003 nach Wethen in die Mittelstr.
2; weitere Mitglieder siedeln sich im Jahr 2004 ebenfalls hier an.
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Im Januar 2004 trägt ein Mitglied des Vereins (neben der Internet-Domain
www.hsv-pitbulls.de) die ebenfalls von ihm betriebene Internet-Domain
"www.diemelstadt-wethen.de" bei einem Webportal ein mit der Schlagzeile:
"Auch wir sind im Internet... alles rund um Diemelstadt-Wethen".
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Am 17.3.2004 bietet der Verein die Übernahme und "ehrenamtliche und
kostenfreie" professionelle Pflege der Internetseite www.wethen.de an. Der
derzeitige Betreiber und der Ortsbeirat lehnen dies ab.
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Im März 2004 schreibt der Verein auf seiner Internetseite: "Unser Fanclub
ist ein Zusammenschluß von offiziellen Fanclubs (kurz OFC) und Fans,
die keinem Club angehören und einfach nur Spaß am Sport haben.
Sich anschließen kann jeder, der sich dem HSV verbunden fühlt!"
Der Verein bietet "Clubfahrten" zu ausgewählten Bundesligaspielen des
HSV an. Eine Mitgliederversammlung soll am 10.4.2004 statt finden.
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Im Frühjahr 2004 bemühen sich Mitglieder des Vereins um Aufnahme
in den Turn- und Sportverein (TuS) Wethen und kündigen den Aufbau einer
neuen Fußballsparte an. Der Vorstand des TuS lehnt eine Zusammenarbeit
ab.
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Im Mai 2004 sucht der Verein "noch Mitglieder bzw. Fußballer aus dem
Umland..., denn wir vertreten Wethen mit unserer Clubmannschaft auf diversen
Turnieren im gesamten Bundesgebiet."
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Auf einer Mitgliederversammlung am 22.5.2004 wird eine Satzungsänderung
beschlossen: "Der Verein führt den Namen "HSV PitBull´s (OFC)
SV Wethen nachfolgend auch HSV PitBull´s (OFC), SV
Wethen, PitBull´s, Club oder einfach nur OFC genannt. Der Name führt
als Zusatz e.V. (...) Er hat seinen Sitz in D-34474 Diemelstadt,
Mittelstraße 2 und ist in das Vereinsregister 34454 Bad Arolsen / Hessen
unter der Nummer VR 377 eingetragen."
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Am 24.5.2004 kündigt der Verein jetzt unter dem Namen "offizieller
Fanclub & Fußballverein HSV PitBull´s (OFC) e.V." den
"ersten 'Diemel-Cup' im Landkreis Waldeck-Frankenberg" an (ein
Benefiz-Fußballturnier für Hobby- und Thekenmannschaften unter
dem Motto Kicken für die Kleinsten am 30.10.2004 in
Diemelstadt-Rhoden, dessen Erlöse dem Kindergarten Rhoden zu Gute kommen
sollen).
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Am 15.6.2004 wird öffentlich die Namenserweiterung "SV Wethen" benutzt
(in der Ankündigung eines weiteren Turniers: "HSV PitBull´s
(OFC) - SV Wethen e.V."
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Am 24.6.2004 lädt der "Skatclub des SV Wethen e.V." zu einem Preisskat
"1. Wernz-Cup 2004 am 07.08.2004 in Zierenberg ein.
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Der Vorstand des Vereins beschließt am 19.8.2004 mehrere
Satzungsänderungen ("geändert gem. Protokoll vom 22.05.2004"),
u.a.: "Zweck des OFC ist die Ausübung des gemeinnützigen Amateursports.
Der Verein soll durch seine Tätigkeit der Gesundheit und Erholung seiner
Mitglieder dienen. Des weiteren ist es Ziel durch Bündelung der sportlichen
Interessen die Verfolgung des Hobbys Sport für den einzelnen zu
vereinfachen."
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Mehrere Einwohner geben Hinweise, dass im Umfeld des Vereins rechtsradikale
Sprüche und Musik (aus offenen Fenstern des Hauses Mittelstr. 2 zu
hören) verbreitet werden.
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Am 7.9.2004 berichtet die Waldeckische Landeszeitung über die Verschiebung
eines Prozesses wegen Ausländerfeindlichkeit gegen einen 25jährigen
aus dem Umfeld des Vereins (siehe:
"Prozess verschoben")
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Für den 11.9.2004 kündigt der "SV Wethen e.V." ein
"offizielles Dart-Turnier: 1. Steinofen DART Cup 2004" in der Gaststätte
Steinofen in Wethen an.
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Ende September 2004 werden Plakate an verschiedenen Stellen in Wethen
ausgehängt mit folgendem Text: "Wir Wethener Bürgerinnen und
Bürger distanzieren uns von Menschen mit fremdenfeindlicher Gesinnung,
die rechtsextreme Parolen verbreiten und ausländische Mitbürger
und Mitbürgerinnen einschüchtern." Einige Versionen enthalten den
Zusatz: "Wir werden nicht dulden, dass Kinder und Jugendliche unseres Dorfes
in Sport- und Fanclubs von solchem Reden und Handeln vergiftet werden." Die
Plakate werden nach kurzer Zeit entfernt. Eines taucht später in einem
Fenster des Hauses Mittelstr. 2 auf.
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Ein Mitglied des Vereins verspricht Kindern eine Belohnung (die Rede ist
von 100 oder 200 Euro), wenn sie ihm den Urheber der Plakate nennen.
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Am 22.10.2004 meldet die Waldeckische Allgemeine (Lokalausgabe der HNA):
"Kein Benefiz-Turnier mit Neonazis. Landkreis zieht Zusage für Turnhalle
in Rhoden zurück. In Wethen herrscht Angst."
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Am 26.10.2004 berichtet die Waldeckische Landeszeitung: "Wirbel um neuen
SV Wethen. Polizei durchkreuzt vermeintliches Wohltätigkeitsturnier.
Kein Forum für rechte Szene bieten."
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Am 27.10.2004 berichtet die "Hessenschau" (Hessischer Rundfunk - Fernsehen)
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Am 27.10.2004 schreibt P. Suchandt im Namen des SV Wethen e.V. in einem
Internet-Forum: "Sehr geehrte Damen und Herren, leider kann ich nicht verstehen,
warum man versucht, unseren Verein als RECHTSRADIKAL hin zu stellen, wir
sind alles andere als sog. Nazis!!! Das der Herr Tödter so eine
Vergangenheit hatte, war uns nicht bewußt, wir werden
selbstversändlich am Samstag (Anmerkung RS: Termin der
Jahreshauptversammlung des SV Wethen) die konsequenzen ziehen. Sollten
Sie weitere Fragen o.ä. haben stehen wir gerne Rede und Antwort."
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Am 28.10.2004 berichtet die Frankfurter Rundschau:
"Wethen wehrt sich gegen Neonazis. In dem kleinen
nordhessischen Ort hat der bekannte Neonazi Bernd Tödter eine
Wohngemeinschaft gegründet." Ein weiterer Artikel beschreibt:
"Die Neonazi-Szene hat zugenommen. Rechtextreme siedeln
sich in Wohngemeinschaften auf dem Land an. Stadt und Bürger halten
sich zurück."
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Am 30.10.2004 schreibt der Verein auf seiner Internet-Seite:
"Sehr geehrte Damen und Herren, es kursieren z.Zt. eine Menge Gerüchte
um unseren Verein... (Lügen, Verleumdungen u.ä.), um sich einen
objektiven Eindruck verschaffen zu können, stehen wir
selbstverständlich Rede und Antwort!!! Sie können jederzeit mit
unserem Pressewart unter der Rufnummer (...) einen persönlichen Termin
vereinbaren... " Unter "Termine" gibt er an: "30.10.04 Benefizturnier (findet
statt)". Die Tagesordnung der Jahreshauptversammlung am gleichen Tag
enthält u.a. den Punkt: "Austritts- und Auschlußverfahren".
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Am 2.11.2004 berichtet die Waldeckische Allgemeine:
Ich will meine Ruhe haben: Der frühere
Neonazi Bernd Tödter sorgt in einem Dorf in Waldeck-Frankenberg für
Aufregung.
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Am 3.11.2004 schreibt die Waldeckische Allgemeine:
Vermisst und vertagt. Das Amtsgericht Bad Arolsen hat
gestern den Prozess gegen den ehemaligen Neonazi Bernd Tödter vertagt.
(...) Weil der Mitangeklagte ausgeblieben war, brachte gestern der Staatsanwalt
eine Möglichkeit ins Spiel, mit der die gemeinsame Klage gegen die beiden
Männer hätte getrennt werden können. Dazu sei es aber nötig,
dass Bernd Tödter vorab die Absicht erkläre, in der Verhandlung
ein Geständnis abzulegen, erläuterte der Staatsanwalt. Es gebe
nichts zu gestehen, lehnte Tödters Rechtsanwalt diesen Vorschlag ab.
Bernd Tödter selbst meinte: Ich bin unschuldig.
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Um den 4.11.2004 herum tauchen an mehreren Stellen in Wethen (u.a. an der
Lindenhalle) gesprühte Parolen auf wie "TÖTER RAUS", "TÖTER
TÖTEN", "NAZIS RAUS", "ICH BIN NICHT KOMISCH. GEZ. BERND", "FUCK the
NAZIS". An einer Stelle findet sich ein "Anarchie"-Symbol (A im Kreis). Der
oder die Urheber sind bisher nicht bekannt.
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Am 8.11.2004 meldet die Agentur Reuters: (...) Schon jetzt sei erkennbar,
dass die Neonazis fast jedes Wochenende auf die Straße gingen, um den
Staat und Gegendemonstranten zu provozieren, sagte der GdP-Vorsitzende Konrad
Freiberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagausgabe). Ziel sei
offensichtlich, dass linke Chaoten die Nerven verlieren und die Polizei
mittendrin stecke. "Irgendwann wird es passieren und dann gibt es Verletzte,
möglicherweise kommt sogar jemand zu Tode. "Die rechten Demonstranten
wollten nicht zuerst zuschlagen, sondern angegriffen werden, um nach außen
eine saubere Weste zu behalten und sich als Opfer von Chaoten und Polizei
darstellen zu können", sagte Freiberg. "Die neu vereinte Rechte und
die Neonazis wollen Weimarer Verhältnisse."
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Am 2.3.2005 berichtet die Waldeckische Landeszeitung über die Verurteilung
eines Wetheners, der der rechten Szene zugeordnet wird, zu acht Monaten
Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen Körperverletzung, Nötigung,
Beleidigung und Sachbeschädigung (siehe:
"Kopfnuss bei Kirmes bringt Knast
ein"). Am 14.7.2005 berichtet die Frankfurter Rundschau über die
Berufungsverhandlung vor dem Kasseler Landgericht: "Der Vorsitzende Richter
ließ (...) durchblicken, dass er der Berufung Tödters keine Chancen
einräume. Er halte angesichts der Vorstrafen des 30-Jährigen die
achtmonatige Freiheitsstrafe ohnehin für milde. Der Angeklagte (...)
zog die Berufung daraufhin zurück."
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Am 15.4.2005 wird im dritten Anlauf "das Verfahren gegen zwei der rechtsextremen
Szene zugerechnete Männer eröffnet, die drei Türkinnen in
dem gemeinsam bewohnten Haus in Wethen bedroht, beleidigt und geschlagen
haben sollen. Urteilsverkündung wird voraussichtlich am 29. April sein.
Für den Tag ist noch ein Ortstermin geplant." (aus der WLZ 16.4.2005,
siehe: ausführlicher Bericht).
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Am 29.4.2005 platzte die Fortsetzung der Gerichtsverhandlung des Bad Arolser
Amtsgerichtes, weil einer der beiden Angeklagten nicht erschien. Das Gericht
hatte sich vor zwei Wochen auf Antrag der Verteidigung vertagt. Rechtsanwalt
Heinrich Göbel bezweifelte während dieser Verhandlung, dass die
laut Anklage als "Nutten", "Schlampen" und "Scheiß Ausländer"
beschimpften Frauen durch die nach Schlägen und Tritten beschädigte
Wohnungstür von der Treppe aus durch den oberen Spalt sehen konnten,
wer vor der Tür stand. Göbel beantragte deshalb einen Ortstermin.
Bei der nachgestellten Szene mit einer oben links ausgehängten Angel
der ansonsten verschlossenen Tür stellte Richter
Kalhöfer-Köchling fest: "Man kann nach außen schauen." Die
Hauptverhandlung konnte nicht fortgesetzt werden, weil einer der Angeklagten
- ein 25-jähriger Mann, der inzwischen wieder in Norddeutschland wohnt
- nicht erschienen war. Er hatte sich laut Richter Kalhöfer-Köchling
telefonisch gemeldet und angegeben, er sei erkrankt. Staatsanwalt Ulrich
Hübenthal stellte den Antrag, Haftbefehl gegen den 25-Jährigen
zu erlassen, falls er kein stichhaltiges Attest vorlege. In diesem Fall
würde der 25-Jährige von der Polizei vorgeführt. Die Verhandlung
soll am 13. Mai in Bad Arolsen fortgesetzt werden. (nach: Waldeckische Allgemeine
30.4.2005)
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Die Waldeckische Landeszeitung berichtet am 30.4.2005 ebenfalls über
den Ortstermin (siehe: Für Gericht
Tür aus den Angeln gehoben).
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Über die Fortsetzung der Verhandlung berichtete die Waldeckische
Landeszeitung am 14.5.2005. Danach wurde der 30-jährige T. wegen Beleidigung
und versuchter Nötigung sowie unerlaubten Waffenbesitzes zu einer
Freiheitsstrafe von zehn Monaten ohne Bewährung verurteilt
(siehe Bericht).
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April/Mai 2006: Der Verein verlässt Wethen.