Die geschichtliche Entwicklung

Mit der Eroberung des Sachsenlandes durch die Franken wandelte sich die Gaueinteilung und -Verfassung. Die freien Männer wählten nicht mehr ihren Führer. Die neuen Comitate wurden nun durch beamtete Grafen verwaltet und zwar im Namen des Königs. Die bisherigen Kleingaue, Go genannt, wurden z.T. zusammengefaßt; ein Graf konnte einen ständigen Vertreter haben, namentlich dann, wenn er mehrere Gaue verwaltete. Karl der Große setzte in dem an der mittleren Diemel entstandenen sächischen Hessengau seinen sächsischen Anhänger Asig, auch Esig, Adalrich genannt, als Grafen ein; seine Familie ist wohl 100 Jahre im Besitz der Grafenwürde geblieben (Bockshammer, a.a.O. S. 24ff). Zeitweise wurde sie durch frankische Konradiner verdrängt; für das Jahr 897 ist Graf Konrad bezeugt.

Herzog Eberrhard von Franken brachte 919 nach dem Tode seines Bruders, des Königs Konrads I., auf dessen Wunsch dem Sachsenherzog Heinrich die Krone. Das hinderte ihn jedoch nicht, dem Sohne Otto I. nach der Thronbesteigung den Kampf anzusagen, in dem er 939 sein Leben verlor. Kaiser Otto übernahm den Hessengau nun als Reichsgut; für die Jahre 942-965 ist darin Graf Elli bekannt. Otto II. gab 980 den Gau an Kloster Korvey. Von ihm wurde 990 als Graf im Nethe-, Hessen- und Ittergau Dodicho eingesetzt. Dieser verwaltete das Gebiet von der Burg Warburg aus. Sie hieß damals wie die gleichnamige Burg bei Eisenach (Thür.) Wartburg und lag in dem nach Südwesten vorspringenden Teil der Stadt (Friedhof), die sich noch Jahrhunderte Wartburg nannte.

Nach dem Tode Dodichos fielen die Lehen 1020 an das Reich zurück. Kaiser Heinrich II. gab die Grafschaft im nächsten Jahr dem tatkräftigen Bischof Meinwerk von Paderborn, Konrad II. 1024 nach seiner Thronbesteigung, wahrscheinlich als Dank für geleistete Unterstützung bei der Kaiserwahl, an Erzbischof Aribo von Mainz, 1033 jedoch wechselte sie wieder hinüber an Paderborn. Wie weit damals zwischen Mainz und Paderborn ein Abkommen aber die Abgrenzung ihrer Gebiete an der Diemel und Twiste vorgenommen wurde, ist nicht klar. So blieben Warburg-Welda paderbornisch, Wormeln-Volkmarsen mainzisch. Am 9. 0kt. 1295 traten Dechant und Kapitel der Kirche St. Johannes zu Mainz dem Grafen Otto von Waldeck alle ihre Güter zu Wethen als erbliches Eigentum ab (Westfäl. Urkundenbuch 4. Bd. 2368). Vermutlich stammt der Besitz noch aus jener Zeit.

Um 1000 hatte sich um Warburg die Grafschaft Donnersberg gebildet, die nach Süden bis Mengeringhausen grenzte. Mit dem paderbornischen Teil hatte Bischof Simon die Grafen von Northeim belehnt. Über sie und ihre Verwandten kam sie an die Grafen von Everstein, deren Burg bei Holzminden lag. Anscheinend waren sie gleichzeitig von Paderborn und Mainz belehnt. Die Gerichtsstätte am Donnersberg bei Wormeln wird in einer Urkunde des Klosters Arolsen 1239 zum letztenmal erwähnt: die Burg ist zerfallen wie die der Eversteiner, die Flurbezeichnung geblieben.

Im Jahre 1123 erhielt Graf Widekind I, dessen Stammburg in Schwalenberg (Lippe), die verwaltete Grafschaft Merstemen zwischen Deister, Leine und Steinhuder Meer lag, die Vogtei über das Hochstift Paderborn, seit sieben Jahren war er Vizevogt des Klosters Korvey. Er erwarb um 1130 Itter, die Stammburg des gleichnamigen Gaues, und faßte damit festen Fuß in dem Land südlich der Diemel. Sein Sohn Volkwin II. gewann durch Heirat ziegenhainischen Besitz um Waldeck, nach dessen Burg sich der Enkel Widekind III. Graf von Waldeck nannte. Die Nachfolger verzichteten bewußt auf das Gebiet nördlich der Diemel, in dem sie stets im Dienste von Paderborn und Korvey stehen würden. Zwischen Diemel, Eder und Assinghäuser Grund schufen sie sich eine eigene, unabhängige Grafschaft, die sich 800 Jahre gegen starke Nachbarn behauptete und erst mit dem Anschluß des Landes Waldeck an Preußen am 1. April 1929 ihr Ende fand.

Der Erwerb aller Rechte von den bisherigen Besitzern konnte in der neuen Grafschaft nur langsam und stetig vor sich gehen. Schrittweise gaben die Grafen von Waldeck in der bisherigen Vogtei Boden preis. Graf Widekind III. kehrte vom Kreuzzug gleich seinem Kaiser Friedrich Barbarossa nicht zurück, dadurch ging Paderborn als Vogtei verloren. 1227 verzichteten die Grafen Volkwin IV. und Adolf I. auf die Vogteien Willebadessen und Gehrden, doch konnte Graf Heinrich als Patron der erledigten Kirche zu Bühne (Kreis Warburg) und Tochterkirche zu Emmerich bei Groß-Bühne noch am 30. März 1500 den Johann Albich als Nachfolger dem Offizial der Dompropstei in Paderborn vorschlagen (Urk. 906 Kl. Hardehausen im StA. Münster). Auch andere Rechte und Güter besaß er um jene Zeit noch im Stift Paderborn. Im 16. Jahrhundert wurde die Diemel als natürliche Grenze zwischen Paderborn und Waldeck empfunden und anerkannt.

Mit der Übertragung des Hessengaues an Kloster Korvey war auch Wethen in dessen Besitz übergegangen. Schon vorher hatte das Stift dort Güter erworben (nach Varnhagen, Grundlage der waldeckischen Landes- und Regentengeschichte um 900, Trad.Corb. S. 553), in Scherfede, Rimbeck, Audaxen (Trad.Corb. §§ 412, 424), Welda bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts.

Durch eine Schenkung Sibidos um 1010 wurde Korveys Besitz in Wethen vergrößert, auch in Reckenen wird er 970 genannt. Von Hermann von Kalenberg kaufte Graf Otto von Waldeck am 27. März 1286 die halbe Vogtei Wethen wiederkäuflich für 20 Mark. Wie der Besitz in die Hand des Kalenbergers gelangte, konnte noch nicht festgestellt werden; ein Rückkauf erfolgte nicht (StA. Marburg, Wald.Arch. Urk. 4364). 1318 übereigneten Abt Rupert und Konvent des Stifts Korvey dem Stift Marsberg den Zehnten in Widene (Wald.Arch. Urk. 4366); anscheinend handelt es sich um die andere Hälfte des Zehnten. 1323 verkaufte Graf Otto von Waldeck seine Güter in Wethen, 3 Hufen in Rekene und die Kliftmühle an die Brüder Heinrich und Amelung von Asseln wiederkäuflich für 210 Mark (Urk. 4367); auch hier scheint das Rückkaufsrecht nicht ausgeübt zu sein. 1339 verschrieb Graf Heinrich IV. seiner Schwiegertochter Mechthild von Braunschweig als Leibzucht neben anderen Renten aus dem Amt Rhoden auch solche aus Wethen und Reckenen und Heinrich VI. 1390 an Kurt Spiegel vom Desenberg (Bockshammer S. 181).

Kleinere Verschreibungen wurden von den Grafen noch im 15. und 16. Jahrhundert vorgenommen; so verkaufte

1475 Feb.23. Graf Otto an Johann Volmars in Warburg aus zwei Höfen 4 1/2 Malter Korn (Wald.Arch. Urk.4370);

1477 Mai 28. derselbe an Heinrich Menne in Warburg 2 Malter Korn aus der Streithufe zu Wethen für 20 Gulden (Urk.4371); die Einlösung erfolgte 1541;

1492 Juni 5. erneuerte Graf Otto dem Johann Gerold seine Schuldverschreibung von 1475 an Johann Volmers (Urk.4372),

1505 Mai 24. Graf Philipp und sein Sohn Philipp verkaufen wiederkäuflich an Dietrich Reuß in Warburg 8 Malter Frucht jährlich für 100 Gulden (Urk.4373), Einlösung 1539,

1513 Nov. 3. Johann Wolmeringhausen, Philipp von Graschafft und Eberhard von Gudensberg belehnen Brand Dankbesen mit 4 1/2 Schilling 3 Heller aus dem Immighauser Hof in Wethen (Urk.4374);

1525 Okt. 15. Eberhard von Gudensberg, Hermann Wolmeringhausen und Jost von Graschafft belehnen Brand Dankberben wieder mit 4 1/2 Schilling 3 Heller aus dem Immighäuser Hof (Urk. 4375)

1544 Nov. 11. Dietrich Danckwerssen genannt Branth bekennt, daß ihn Gräfin Anna von Waldeck und ihre Söhne Philipp, Johann und Franz von allen seinen von den Runsts ererbten Gütern mit 6 Gulden wegen Wethen abgefunden haben (Urk. 4376)

1572 April 19. Philipp der ältere verkauft wiederkäuflich an Johann Reinicke zu Ammenhausen 4 Mütte Frucht jährlich aus dem großen Hof zu Wethen für 50 Taler.

Die Lehnsgrafen des Klosters Korvey hatten in den Dörfern wieder Lehnsträger eingesetzt, die zumeist als Ritter (miles) oder Knappe (famulus) bezeichnet werden. Diese Ministerialen bilden mit den Freien den niederen Adel, der seinen Namen nach dem Ort seiner Herkunft nimmt; die meisten Bewohner des Landes waren inzwischen dem Grundherrn hörig geworden. Seit 1147 sind Korveyer Ministerialen der Familie von Wethen bezeugt, sie erscheinen seit 1195 im Gefolge der Grafen von Waldeck.

Am bekanntesten von ihnen ist Ritter Udo von Wethen geworden, weil er allgemein als Stifter der Kirche und Gründer des Dorfes gilt. Die Siedlung Wethen war bestimmt seit Jahrhunderten da, vielleicht hat er den entstandenen Höfen durch den Bau der Burganlage einen Mittelpunkt und Zusammenhang gegeben. Als im vergangenen Jahr der Heizungskeller der Kirche gebaut wurde, stießen die Bauhandwerker auf die Mauerreste. Neben der Krypta, der einzigen im Waldecker Land, die als Burgkapelle diente, ist noch der romanische Turm der Kirche aus dieser Zeit erhalten.

Die Stiftung der Kirche wird für das Jahr 1239 angesetzt. Ritter Udo erscheint als Zeuge bei Beurkundungen von 1225 -1293 im Gefolge des Bischofs von Paderborn und des Abts von Korvey, ebenso Ritter Goswin von Wethen von 1232 -1271 auch in Verbindung mit dem Grafen Otto von Everstein. Goswin wird 1239 gleichzeitig mit seiner Gattin genannt, 1274 seine Witwe Aleyd. Dietrich von Wethen nennen wir für die Jahre 1230-1298 auch unter dem Namen Theodericus, Ritter Hermann als Bürger und Ratmann von Warburg nebst Frau 1266 und seinen Sohn Conrad (1264 mit Frau Adelheid) von 1239 - 1277 ebenso dort. Dessen Schwiegersohn (Tochtermann) ist 1259 und 1275 Gerhard genannt Schulthetus. Als Richter von Korbach erscheint 1228 Johann von Wethen (Varnhagen, UB Nr.18). Vielleicht gehört auch Mathias Weeten., 1711 Pfarrer in Breuna, noch in diese Familie.

Es ist nicht bekannt, ob die Grafen von Waldeck nach Übernahme des Dorfes die Ministerialen von Wethen ihres Amtes entsetzt haben. Wahrscheinlich wird die Familie im 14. Jahrhundert im Mannesstamm erloschen sein, später finden wir sie nicht mehr. In den Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Provinz Westfalen lesen wir in Band IV Heft 1 S. 96 unter Welda: „Copia vidimata (beglaubigte Abschrift) einer alten Obligation, worin Junker Wedekindt von Wethen drey Malder korns halb in halb ander aus seinen eigen freyen Erfgude undt Hofe gelegen to Weten boven der Heerstrate in dat Wesen genannt der Paylthof denen bescheiden Gocken Göckeln und Wynandt Göckeln beyde Bröder tho düßer tydt wohnhaftig zu Alten Norden, von Holtesminne (Holzminden) geboren, samt den Hof zu gebrauchen und zu bebaven überlasset vor seven gelödige svare warburgische Marck genge und give, wit von Silver dergestalten, daß sie diese 3 Malder zue pfacht geben sollen - de anno Domini 1374 am tage Lucae evangelistae (18. Okt.)."

Wenden wir uns nun den beiden Wüstungen zu, die in der Gemarkung Wethen liegen: Audaxen und Reckenen.

Die erste Siedlung lag etwa 1,5 km vom Südausgang von Wethen auf der Kuppe, die heute die Flurbezeichnung „Auf der Oster Kirche“ trägt; die Namen Nr.55, 67, 78 S.10 weisen auf die nächste Umgebung des Ortes hin. „Die Traditiones Corbeyensis sagen:
§ 12: Bernhard gab für seinen (verstorbenen) Sohn Wegani einen Familie in Osdageshusen (891 - 1037).
§ 4l2: Mereswit und ihre Tochter Siburg gaben allen ihren Besitz in Osdageshusen (836 - 91)" schreibt Höhle (Die untergegangenen Ortschaften S. 39). Das Grundwort dag soll engrischen Ursprungs sein, und in os haben wir wohl einen Vornamen (Oskar) des Gründers. Der Name wandelt sich später in Os- bzw. Asdagessen, Audaxen zu Audessen und hat keine Verbindung mit Ostern, wie der Name Osterlinde erwarten lassen könnte. Eine Anlehnung liegt zwar vor; denn die mundartliche Form Austen für Audessen wurde so verhochdeutscht wie Austern in Ostern. Ebensowenig darf die Flurbezeichnung 67 (S. 10) „Die Osterwiesen“ mit Osten zusammengebracht werden, wie es von Ostendorf in dem aufschlußreichen Aufsatz „Beiträge zur Geschichte des sächsischen Hessengaues" (Warburger Kreis-Kalender 1924  S. 61 ff) geschieht: „... und die Osterwiesen zwischen Germete und Wethen weisen auf die Ostgrenzen der alten Mark Mederich hin". Hier liegt dieselbe Verirrung vor wie bei einem anderen Heimatforscher, der auf der Karte nachsieht, wie weit der Name Wetter nach Norden reicht und über die Wetterburg und Wetterkirche nach Wethen gerät und einen Zusammenhang sucht.

Anton Gemmeke berichtet in seinem Buch „Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse" (S. 6), die Schwester des Bischofs Liuthard von Paderborn habe mit anderen Edelfräulein auf einem Platz, der dem Bistum gehörte, ein Nonnenkloster errichten wollen. Die Kirche gab diesen Boden in Herise (Heerse), der Bischof zum Austausch seinen in Osdageshusen, Schwester Walburga in mehreren anderen Orten. So kamen also Erbgüter des Bischofs an das Bistum Paderborn, dem auch der Domherr Wirin mit Einwilligung seiner Erben das Besitztum in Audaxen 1015 - 1036 schenkte. Bischof Meinwerk gab dem neugegründeten Kloster Busdorf bei Paderborn 1036 Zehnte von seiner Domäne Warburg, zu der auch das Vorwerk Osdagessen gehörte (Höhle S. 39). So kam der Ort in Abhängigkeit zu Paderborn, das dort auch Ministeriale einsetzte. Wir kennen von dem Geschlecht Osdagessen (Westfäl. Urkundenbuch 4. Bd) Ritter Hermann 1210 - 1237 als Marschall von Westfalen, dem von Amts wegen die Wahrnehmung der herzoglichen Rechte des Erzbischofs von Köln in Westfalen oblag. Bischof Simon nahm seine Kinder Ludolf, Hermann, Hele(m)burg und Regelinde 1249 in die paderborner Ministerialität auf; außer seiner Frau Elisabeth wird die gleichnamige Tochter genannt. Daher finden wir Hermann 1249 - 1269 als Marschall in Paderborn. Die Familie Marschalk -ein Zweig des Geschlechts von Osdagessen- besaß zu Warburg ein Burglehen und nannte sich demgemäß in oder de Wartberg. Von dieser Familie hat der Ort Marschallshagen seinen Namen erhalten. Ludolf, Domherr zu Paderborn 1249, verkaufte 1276 mit Bewilligung seiner Frau Alheid und seiner Söhne Ludolf und Johannes Güter an Kloster Wormeln und bestimmte den ausgesetzten Kaufpreis von 150 Mark legaler Pfennige für die dort eingetretenen Töchter Gertrud und Elisabeth für den Unterhalt (Handschriftl. Geschichte des Dorfes und Klosters Wormeln von Curt Ritgen). Für das gleiche Jahr nennt Rummel den Erwerb von 5 mansen (Hufen), 13 areae (Hausgrundstück) und l piscina (Teich) von Ludolf von Osdagessen, die er für die curtis, den Haupthof von Wormeln, hält; dazu gehörten 5 Achtwort (Anteil an Waldweide und Holzrecht) im Witmarer Walde. Sohn Ludolf 1266-1300 (famulus) bekundet 1291 den Verkauf von 2 Mansen nebst einer Hausstätte mit Feld und Wald an Kloster Wormeln; die Hufen lagen am Kirchhof von Ober-Wormeln. Frau Alheyd und die Söhne Ludolf, Henrich, Goder und Johannes geben zugleich ihre Einwilligung, ebenfalls zu dem Verkauf 1298 der durch den Tod der Witwe Jutta des Gottschalk von Snavetal zugefallenen Güter mit allem Zubehör an das Kloster. 1305 erklärt Alheid, Witwe des Ludolf, mit ihren Söhnen Gottschalk, Heinrich und Johann (Priester) ihren Verzicht auf alle dem Kloster verkauften und geschenkten Güter; sie bedingt sich eine Pfründe nebst Kleidung für Tochter Gertrud aus „wie sie dem Orden gebührt". 1317 verkaufen Priester Johann von Osdagessen und seine Brüder Gottschalk und Heinrich mit Einwilligung der Erben dem Johann von Essentho ihre casa (Hauskotter) zu Wormeln mit allem Zubehör. 1320 verkaufen die Brüder Gottschalk, Johannes und Henricus dem Kloster Wormeln vier Hufen beim Dorf Osdagessen; Zeugen sind Bürgermeister und Senat von Rhoden: „item dre Hove Landes gelegen up dem Ausdagsser Berge, myt einer Kotstedde gelegen myt der Kerke to Ausdagessen, welke dre Hove und Kotstedde weren Herrn Ludolf von Ausdagessen, Ritters und gnynk to lehen von den Herren von Everstein". Im Güterverzeichnis des Klosters Wormeln vom Jahre 1468 werden 3 Achtworte von Schenkungen des Ludolf von Osdagessen und 22 in Osdagessen aufgeführt. Der letzte Verkauf von 4 Hufen auf dem Berge bei Audaxen für 11 Mark Warburger Währung wurde von den Gebrüdern und Vettern von Osdagessen 1323 vorgenommen. Ob das Geschlecht von Osdagessen ausstarb oder verzog, ist nicht bekannt.

Über die Stätte, wo sich einst Menschen sorgten, mühten und glücklich waren, geht heute der Pflug. Was die Bewohner veranlaßt hat, ihren Ort aufzugeben, weiß man nicht; wahrscheinlich sind sie im 15. Jahrhundert abgewandert. Noch heute heißen die im Westteil von Germete wohnenden 8-9 Familien die Austermeier (Auskunft von Geistl. Rat Schierk). Es ist tröstend und erhebend, daß die katholische Kirche in Germete das Gedenken an diese frühe Siedlung bewahrt und in jedem Jahr in der Bittwoche am Dienstag vor Himmelfahrt nach dem Hochamt um 8 Uhr einen Bittgang zu der in Wethener Gemarkung liegenden Wüstung durchführt. Bauer Adam Nolte hat dann das Kreuz geschmückt, das an der Stelle errichtet wurde, wo einst die Kirche (wahrscheinlich Kapelle) stand. Nach einer Weihehandlung und Ansprache kehrt der Zug der Gläubigen nach Germete zurück.

Weil ein Teil der Audaxer Einwohner nach Germete gezogen war, stand ihnen auch später die Nutzung ihrer Grundstücke zu. Laut Urteilspruch der Fürstl. Paderbornischen und Gräfl. Waldeckischen zu dieser Sache verordneten Kommissare vom 4. Dez. 1616 mußte die Gemeinde Wethen der Gemeinde Germete die Trift über den Teichwall und durch das Oudesser Feld ruhig und unbedrängt gestatten.

Um 1660 trugen die von Papenheim ein Viertel des Zehnten zu Odagsen von Korvey zu Lehen (Höhle), sie besaßen die Hälfte 1338.

Die zweite Wüstung im Südwestteil der Gemarkung ist Reckenen. Ihre Lage ist durch die Flurbezeichnung „Zu Reckenen" (Nr. 40) gekennzeichnet; die Nr. 23, 31 und 47 weisen ebenfalls darauf hin. Im Grundstück von Landwirt Beinhauer fand man Mauerreste der alten Siedlung, die anscheinend nicht die Ausdehnung von Audaxen gewonnen hat. Der Haupthof von 6 Hufen war nach dem Güterverzeichnis z.Zt. des Abts Erkenbrecht von Korvey (1106-1128) ein Lehen des Grafen Siegfried IV. von Northeim. Gemmeke (Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse, S. 34) führt eine Urkunde von 1135 an, nach der Äbtissin Regelindis zu Heerse der Helmburgis, Gemahlin Regenhards von Horhusen (Niedermarsberg) eine Hufe und ein Haus in Rekenen als Entgelt für entgangene Verluste anderer Güter verlieh. Helemburgis kennen wir bereits als Tochter des Ludolf von Osdagessen. Die Nähe der beiden Siedlungen wirkte sich aus! 1290 haben die Grafen von Waldeck dort einen Hof. 1295 erlassen Äbtissin und Konvent zu Heerse den Gebrüdern Konrad, Ritter und Theoderich, genannt Schultheten, (beide von Wethen) alle Schuld, womit sie ihnen mit den Gütern zu Rekene verpflichtet waren; sie zahlen dieses Jahr zu Michaelis 4 Malter Roggen und 4 Malter Hafer. 1336 - 1359 haben die von Asseln den kleinen Hof in Rekenen mit 3 Hufen und vier Kötnerstellen. 1139 verschreibt Graf Heinrich von Waldeck zu Wethen und Rekene 100 Malter Früchte (Höhle S. 97). Das Lehnregister des Stifts Neuenheerse verzeichnet für das Jahr 1403: Herbert van Brobecke: ...item eyne halwe hove to Reckene item 1 hove to Weten.

Am 31. August 1507 hielt Äbtissin Barbara von Wesenborch einen „openen leyndag" zu Brakel und belehnte dabei Hinrich Westphall mit 1/2 Hufe zu Reckene und l Hufe zu Wethen. Die Zweitälteste Kapitelsrechnung vom Jahre 1526 enthält an Abgaben: von Johann Andree für Reckene 2 Schilling, für Wethen 10 Schilling.

In einer Urkunde von 1334 verkauft Johannes, genannt van der Kamaeren an Konrad von Wellede, Bürger in Warburg, für 10 Mark reinen Silbers Einkünfte im Werte von einer Mark aus seinem Hofe und der Mühle in der Villa Rekene. Der Käufer soll jährlich von den Einkünften so viel nehmen, als man am Samstag vor oder nach Michaelis auf dem Markt für eine Mark kaufen kann und das übrige von den 10 Mark abnehmen, bis diese getilgt sind. Rückkauf für den Rest des Kapitals wird vorbehalten. Sechs junge Hahnen und ebenso viele Unzen Eier (l Unze = 1/16 Pfund) kann der Käufer jährlich aus der Mühle umsonst beziehen. -Diese Einkünfte gehören später zur Memorie des Heerser Kanonikers Berthold von Körbecke.- Derselbe Verkauf wiederholt sich 1355 (Gemmeke S. 77,90). 1384 erklärt Cord Schultete von Helmern die Auflassung von dem Recht, „dat ek hadde an den guden, Höven, Hoven, Mölen, Molenstedde, Koten, Kotensteden in dem Dorpe un in der Marke to Rekene, de myn elderan van dem stifte to Heerese in Meyerstad hadden, wente ek ere Meygere noch ere pechtenere nicht lenk weren en wil." (Gemmeke a.a.O. S. 106). Es handelt sich hier also um eine Erbschaft von der Familie von Wethen (S. 19). Hier hören wir zum erstenmal von einer Mühle zu Rekenen; wahrscheinlich war sie die Vorgängerin der Kibitzmühle. 1430 wird der Zehnte zu Rekene vom Paderborner Bischof Dietrich III. verliehen und ist 1537 im Besitz des Klosters Hardehausen (Bockshammer S. 186), 1571 gehört er der Gräfin Anna Maria von Waldeck. Das Lehnsregister von Korvey führt 1701 auf: Schmidt zu Wethen belehnt mit 3 Hufen zu Rekene im wald. Amt Rhoden.

Auch bei Reckenen wissen wir nicht, wann der Ort ausgegangen ist. Die Anlage war ursprünglich wohl nur für einen großen Hof gedacht; die Erweiterung auf eine Hofgruppe -darüber dürfte sie nicht hinausgewachsen sein- mußte bei dem hügeligen Gelände und der Hanglage auf Schwierigkeiten stoßen. Die Auflösung wird wie bei Audaxen ins 14.-15. Jahrhundert fallen und ist verständlich.

Wir haben im Zusammenhang mit den beiden Wüstungen schon mehrfach von dem adeligen Damenstift Neuenheerse gehört, das in seiner Entstehung und Erweiterung mit Audaxen und Umgebung -die dem Stift geschenkten Erbgüter der Walburg lagen an den Orten Luzilandreni, Boichem (bei Warburg) und Herlingi (Herlinghausen bei Warburg) auch in der Nähe- eng verquickt ist. Außer den genannten Belehnungen verzeichnet das Register von 1403 noch eine an Johann lininck mit 2 Hufen und an Cord bussen 21 Morgen Land zu Wethen (Gemmeke S. 126). Am 30. März 1560 bekennt Heinrich Lemmiges, in Volkmarsen wohnend, daß er samt seinen Schwestern Anne und Volswin als Pachtlehn von der Äbtissin Margarete das Gut empfangen hat, das vordem sein Vater Tepel Lemmiges inne hatte (Gemmike S. 229). Es wird am 4. Okt. 1600 von Äbtissin Ottilie an Hermann Heystermann, Rentmeister zum Dringenberg, und Johann Ludwig vermeiert (Gemmike S. 263). Nach einer Übersicht über die Zahl der Meier hatte das Stift immerhin 159. Die Pacht wurde in Roggen oder Hafer als sogen. Heuerkorn gegeben und mußte von den Meiern z.T. bis Neuenheerse gefahren werden. Sie erhielten dann eine Mahlzeit, bestehend aus Suppe, Gemüse, Fleisch, Butter, Brot und „Bier, so viel sie trinken wollen," andere stattdessen einige Groschen Geld. Im Jahre 1803 waren noch belehnt:

Saalmann, belehnt mit 2 Huben Landes vor Wethen im Waldeckischen und einer Hube im Rotheimer Felde vor Warburg (die vordem Heystermann hatte) und

Stöcker zu Wethen, belehnt mit einem Kamphofe zu Wethen, bestehend aus verschiedenen Ländereien und 35 Morgen Land und 14 Morgen Wiese.

Am 6. Aug. 1810 meldet Andreas Stöcker der Kammer, das Lehen von Neuenheerse, bestehend in 34 Morgen Land, sei seiner Frau als Mitgift vom Kranzischen Gut zugefallen. Das Lehen ist neuerdings an Apotheker Beinhauser aus Rhoden verpachtet. Da Stöcker 80 Jahre alt ist und keine Leibzucht bezieht, möchte er den Zehnten gern selbst nutzen. Der Antrag wird abgelehnt, denn der Vertrag mit Beinhauer ist bereits am 13. April 1810 unterzeichnet. Die Kammer stellt fest, der Zehnte gehört dem Hause Waldeck und wurde 1664 vom Fürsten Georg Friedrich für 120 Talen an Volquin Crantz verpachtet, ein Anspruch besteht also nicht.

Im Jahre 1671 war die Meßglocke hoch oben im Turm zu Neuenheerse geborsten und mußte umgegossen werden. „Und haben die von Herse pro sua prudentia die Klocken nacher Wethen im Waldeyischen Land nicht fahren wollen". Hatten die Heerser früher so schlechte Erfahrungen gesammelt, daß sie die Glocke „vorsichtigerweise" nicht nach Wethen fahren wollten?

Auf Grund einer Verordnung der Regierung des Königreichs Westfalen vom 1. Dezember 1810 wurden alle Stifter, Kapitel, Abteien, Priorate und alle geistlichen Stiftungen aufgehoben. Damit war auch für das adlige Damenstift Neuenheerse das Ende gekommen. Im Laufe der nächsten 15 Monate konnten die Geldabgaben mit dem 16fachen, alle übrigen Abgaben mit dem 20fachen Betrage abgelöst werden. Das geschah.

In Zusammenhang mit Neuenheerse stand die Gründung des Zisterzienserklosters Hardehausen, das knapp eine Wegstunde hinter Scherfede lag. Es war auf einem Herrenhof des Paderborner Bistums entstanden, wurde von dort gefördert und vertrat infolgedessen auch dessen Belange nach Süden über die Diemel hin. Vor 1264 schenkte Goswin von Wethen dem Kloster eine Hufe in Asseln, und 1281 verzichteten Elyas und Amelung von Asseln auf Güter daselbst. So besaß es in Asseln, Billinghausen und Denkhausen (im Orpethal) Güter als Vorwerke, 1327 erwarb es 1/4 des Zehnten zu Wethen und die Hälfte des Zehnten zu Reckenen, 1339 nochmals 1/4 des Zehnten zu Wethen. Es erwarb am 15. Juni 1417 von Knappe Heinrich von der Malsburg einen Hof für 205 Gulden in Wethen (Akten des Kl. Hardehausen im StA. Münster). Am 29. Sept. 1430 bezeugt Bischof Dietrich von Paderborn, daß Hardehausen dem Heinrich v.d.Malsburg 150 Gulden auf diesen Hof und 1/4 des Zehnten dort geliehen hat, er gibt als Lehnsherr dazu seine Einwilligung. Es genehmigt am 12. April 1450 dem strengen Heinrich v.d.Malsburg die Einlösung des ihm verpfändeten Viertels des Zehnten und des Bauhofs daselbst zu 150 Gulden, falls der Kündigungstermin eingehalten wird. Am 24. Aug. 1453 wird damit eine andere Angelegenheit verquickt: Das Kloster überläßt Heinrich v.d.Malsburg und seinen Söhnen den Hof zu Ober-Meiser auf und händigt die Urkunde des Landgrafen Otto von Hessen aus, die bezüglich des Hofes bestimmt, daß das Viertel des Zehnten und der Hof zu Wethen, den die v.d.Malsburg dem Kloster um 150 Gulden versetzt haben, nicht eher ausgelöst werden können, bis der Hof zu Ober-Meiser von aller Verpflichtung frei gemacht sei. Gleichzeitig verzichten Knappe Heinrich v.d.Malsburg und seine Söhne auf alle Ansprüche an Gütern in den Marken Wethen, Ossendorf, beider Nörde und Bonenburg, die sie auf dem übergegangenen Erbe derer von Noerde zu haben vermeinten. Damit hatte sich Kloster Hardehausen weitgehend gesichert. Erst Silvester v.d.Malsburg konnte am 28. April 1544 den vor 127 Jahren verpfändeten Bauhof in Wethen einlösen; er versprach bei dieser Gelegenheit, das Kloster bei etwaigen Ansprüchen schadlos zu halten. Aber schon sechs Jaare später verkaufte derselbe Malsburger den Bauhof und ein Viertel des Kornzehnten wieder an Hardehausen, nachdem der Verkauf des Hofes am 5. Mai 1544 an den Warburger Bürger Martin Gerholt die Möglichkeit gegeben hatte, 300 Goldgulden zu bekommen und den Hof zurück zu gewinnen.

Planmäßig ging Kloster Hardehausen daran, den gesamten Feldzehnten von Wethen in seine Hand zu bringen. Am 12. März 1427 kaufte es den Bauhof des Friedrich Runst für 30 Gulden; die Grafen Adolf und Heinrich gaben ihre Zustimmung. Die Familie von Runst war als Burgmannen der Kogelenburg (Kugelsburg bei Völkmarsen) Lehnsleute von Kloster Korvey. Dietrich, ein Bruder des oben genannten Friedrich von Runst, war von 1408-1417 Abt von Korvey. Ihre Schwester Anna heiratete Brand Dankwerser (S. 18: 1544), von dem die in waldeckischer Hoheit (Wethen und Wetterburg) gelegenen Güter an Dietrich Danckwerssen, den Enkel, vererbt wurden (Zeitschr. f. vaterländ. Geschichte u. Altertumskunde Westfalens, Jahrg. 60 II S. 16).

Die Brüder Johann und Ekbert von Spiegel und deren Familie verkauften am 25. Juli 1408 an Ritter Heinrich Spiegel ihren Anteil an Ramwardessen (Wüstung Ramsen bei Wrexen) vorbehaltlich des Wiederkaufs für 12 gute rheinische Gulden (StA Münster: Kl. Hardehausen U.740). Es lag nahe für Hardehausen, eine Abrundung seines Besitzes an der Diemel herbei zu führen. Das gelang 1452, indem die Brüder Gerde und Jörgen Spiegel unter Zustimmung des Abts des Stifts St. Blasien zu Northeim die Hälfte von Ramsen, das sie von Northeim zu Lehen trugen, eintauschten gegen 7 Hufen Landes der Meierei Hörle, die ein Erbeigengut des Klosters war (U.839); der Tausch wurde 1455 von Jörgen Spiegel und seiner Frau nochmals bestätigt (U.854). Ein ähnlicher Tausch, der Zehnte von Ammenhausen, 9 Hufen Land und eine Wiese, brachte Hardehausen die andere Hälfte Ransens von der Familie von Brobeck (U.841-843) im Jahre 1452. Angebliche Ansprüche der Familien Spiegel und Brobeck wurden damit gleichzeitig abgegoltenen (U.852, 857, 887) oder durch Vergleich von 1471 „alle Zwietracht beendet" (U.883).

Am 8. Dez. 1416 beurkundet Priester Gottfried von Selhem, daß die Grafen von Waldeck dem Kloster Hardehausen 7 Hufen zu Bochtorpe (bei Borgentreich) übertragen haben (Codex 113 Paderborn fol. 21), 1428 verkaufen die Vettern Gottschalk und Ernst von Welda mit Zustimmung der Grafen von Waldeck als ihrer Lehnsträger auch den Zehnten zu Bochtrop für 140 Gulden an das Kloster (a.a.O., fol. 56). Diese Rechte konnten von den Grafen zu Waldeck als Gegengewicht eingesetzt werden: 1563 trat Hardehausen die Ramser Mark an Waldeck ab (die Fischerei auf der Diemel ausgenommen) und erhielt gegen Zahlung von 200 Talern 1577 den Zehnten zu Bochdorf (U.821,831). Diese Regelung lag um jene Zeit im Sinne der gegenseitigen Abgrenzung zwischen Paderborn und Waldeck; darüber wird im nächsten Abschnitt zu sprechen sein.

Am 3. Weihnachtstag 1506 gab Kloster Hardehausen an Johan Calenberge, Richter zu Wethen, und seine Frau Ilse zu Meierrecht ein Viertel des Zehnten inner- und außerhalb des Dorfes Wethen gegen eine jährliche Abgabe von 6 Zehnthühnern und 7 Malter Korn, halb Roggen und halb Hafer.

Kloster Hardehausen mußte für die waldeckischen Besitzungen in Wethen und Wrexen (Ramsen) Türkensteuer zahlen. 1542 quittierten über den Empfang des vom Kellner Johan und Hofmeister Martin zu Borgentreich gebrachten Betrages Konrad Cortheus, Bürgermeister von Korbach und Hermann Nellen, ein waldeckischer Beamter (U 799a).

Kloster Hardehausen sammelte den Feldzehnten nicht selbst ein, sondern vermeierte ihn. 1731 beschwerte sich die Gemeinde (StA Marburg: Wald. Kammer 115 Hardeh. Zehnte), der Hardehauser Zehnte sei im Bodenfelde und anderen guten Ländereien seit geraumer Zeit an Richter Kranz, Joh. Heinrich Neumeyer und Ludwig Schwancke verdungen. Die beiden Ersten haben viele gute Länder an sich gebracht, haben ihr reichliches Auskommen, lassen aber armen Ackerleuten kein Bund Stroh, geschweige etwas Roggen, wenn sie nicht ihr doppeltes Gewicht haben, so daß man oft gezwungen ist, mit dem Sack nach Warburg sowohl zu Christen- als Judentüren zu laufen und teuer zu zahlen. Diese Drei bedürfen des Zehnten nicht. Die Regierung möge sich beim Abt des Klosters für eine andere Verteilung einsetzen. Die Bittsteller sind bereit, den Zehnten in eine sichere Scheune zu legen und kein Bund Stroh und keinen Becher Getreide auszuteilen, ehe nicht der Abt völlig befriedigt ist. Sie wollen sogar zwei Mütte Gerste mehr geben und eine sichere Kaution stellen, weil das Winterfeld häufig wenig Stroh liefert und daher höchste Not und Armut herrschen. Ihnen ist am meisten an dem Stroh für die Düngung gelegen. Die Regierung legte den Bittstellern nahe, sich im nächsten Jahre rechtzeitig zu melden, diesmal sei der Zehnte bereits vermaltert. Ähnliche Klagen liegen in den nächsten Jahrzehnten vor. Zwischen den beiden Gruppen bestand anscheinend eine starke Gegnerschaft. Die Regierung empfahl dem Abt, eine Änderung vorzunehmen. Dazu kam es nicht. 1778 erhielt Richter Neumeyer den Zuschlag wegen „des spöttlichen Gebots und bezeigter Widerspenstigkeit" der Gemeinde. Auch dieser Anstoß des Ärgers verschwand mit der Säkularisation des Klosters infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803. Alle Rechte des Klosters gingen an den Landesherrn über.

Zum Abschluß möge eine Zusammenstellung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigen, wie groß noch die Zahl der Grundherren war, die neben dem Grafen ihren Anteil an der Gemarkung Wethen besaßen:

Verzeichnis der Früchte, Eier, Hühner und Geld, so Geistliche und Weltliche, Adelige und andere außerhalb der Grafschaft Waldeck gesessene Personen aus dem waldeckischen Dorfe Wethen eingekommen und erheben lassen.

Lipsen von der Malsburg
Hans Wartburgs, Richter, gibt demselben 2 Steige Eier 2 Hühner 3 albus Geld
Adam Faust " 1 " 1 " 1 1/2  "
Tonies Bertoldt " 2 " 2 " 3  "
Gerdraut Peters " 1 " 1 " 1 1/2 "
Gerlach Gerlachs " 1 " 1 " 1 1/2 "
Curdt Gocken " 1 " 1 " 1 1/2 "
Bartoldt Beckmans " 1 1/2 Mütte 4 " 4 " 6 "
Tonnies Faust " 2 1/2 Mütte
Der Witwe von Canstein auf die Brug zu Wartburg
Gerdraut Peters 1 Mütte
Bürgermeister und Rat zu Wartburg
Joh. Gericken gibt an Frucht, wenn es trägt  1 Mütte 4 Sp. p.
Tonnies Arendes 1 1/2
Tonnies Bertoldtz gibt 2 Jahre nacheinander, 1 12
               das 3. Jahr 1 1/2
Gerlach Gerlachs, wenn die Äcker tragen 1 12
Curt Gocken 12
Balthasar Horandes 20
Joh. Schulzen 1 1/2
Joh. Gockelen 10
Bartoldt Beckmans 8
Bertha Schweyzers, wenn die Äcker tragen 1 6
Ricus Vahlen von 13 Morgen Landes in der Eßler Mark 6 8
Curdt Iggels 1 14
Bürger zu Wartburg
Curdt Giers: Hans Wartburg, Richter 2 Mütte partim
Curdt Giers: Herme Wartburg 2
Joh. von Höper: Joh. Melchiors 4 1 Huhn 1 Stg. Eier 18 d
der Junge von Höper: Joh. Melchiors 4 1 1 18
Curt von Höper: Joh. Schulzen 1 1 1 1/2 alb
Ludwig Bolten: Bartold Beckmans 4
Herboldt Sighardten zu Menne: Bartold Beckmans 4
Dieterich Andreas: Joh. Melchiors 5 2
Dieterich Andreas Nachpar Curdt: Tias Vahlen 2 2 3
Bürger zu Volkmarsen
Gebhardt Tigges: Jaspar Mennighoffs u. Jost Scheffers 10 4 4 6
Jost Monnichehoffers: Adam Fausts 1 1 20 d.
Wrexen gibt außerhalb der Grafschaft Waldeck zu gemeinen Jahren den Junckern und Erben vom Canstein aus der Rambser Mark Zehnten, vorm Dorf gelegen,
aus den Rambser Wiesen an Geld ungefähr (?)
23 Mütte
Aus der Stadt Rhoden wird jährlich außerhalb der Grafschaft Waldeck entrichtet:
Schönenbergs Spiegels Erben zu Beune (=Bühne):
Joh. Rumpfs Meyer Joh. genannt, von Gütern vor Rhoden gel. 32 M.
Curt Gieren zu Wartburg: Bartold Claus sen. 3 1/2 Mütte
Curt Gieren zu Wartburg: Curt Claus 3 1/2 Mütte
Fastelabende zum Wünnenberge: Hartmann Winniges 2 Mütte Korn, 5 Scheffel Hafer

Curt Claus

2 Mütte Korn, 5 Scheffel Hafer
Den Nachgesetzten innerhalb der Grafschaft Waldeck gesessenen denen von Zertzen: Bartold Claus 4 Mütte pt. 1 1/2 d 2 Hahnen
den Colbächern zu Mengeringhausen:
Joh. Beticken sen. 2 Mütte partim
Curt Schreiner 2 Mütte partim
Hartmut Heinemann 2 Mütte partim
Joh. Beticken jun. 2 Mütte partim
der Kirche zu Mengeringhausen:
Henrich Cleusener 3 Mütte pt.
Joh. Faustes 1 1/2 Mütte pt.
Joh. Rumpfes, Meyer Johann gnt. 1 1/2 Mütte pt.


weiter/zurück: Vorwort, Allgemeines, Die Landschaft, Die Besiedlung, Die geschichtliche Entwicklung, Wethen im Grenzkampf, Die wirtschaftliche EntwicklungKirche und Pfarrer, Schule und Lehrer.


Dieser Auszug aus Waldecksche Ortssippenbücher
Band 8 / Wethen wurde veröffentlicht auf http://www.wethen.de